17. Äbtissinnen in guten und schlechten Zeiten
Spätgotik - Blütezeit klösterlicher Kultur
In der Spätgotik (Ende des 12. Jhs.) standen die Klöster am geistigen und religiösen Höhepunkt. Astronomie, Mathematik, Kalenderkunde, theologische, philosophische Wissenschaften, Arzneimittelkunde, Geschichtsschreibung, Dichtung, bildende Künste gingen von den Klöstern aus und wurden an diesen gepflegt. Die Welt wurde politisch auch als eine Stadt Gottes gesehen. Das theokratische Prinzip der Antike, die Religion bestimme den Staat, war noch vorherrschend. Allerdings, seit das Christentum Staatskirche und damit auch ein Kirchenstaat entstanden war, lag die weltliche Macht mit der Auffassung, der Staat bestimme die Religion, in immerwährender Auseinandersetzung mit der kirchlichen Macht.
Äbtissinnen des 11. und 12. Jahrhunderts
Von den Äbtissinnen des 11. und 12. Jhs. ist nach der ersten Äbtissin Ata, einer heiligen Gertrud I., einer Gertrud II., vor einer Gisula, einer Tuta um 1200, einer Wilbirg I., einer Halka, einer Judita, die Äbtissin Diemund hervorzuheben. Durch sie wurde 1181 das Patronatsrecht über die Pfarre und 1191 die Befreiung von der Untervogtei erreicht.
Vom Glauben zum Aberglauben
Der päpstliche Hof wurde als korrupt, bestechlich, den Kirchenbann missbrauchend, Pfründe eigennützig vergebend, den Ablasshandel forcierend, beschrieben. Sittliche Verwilderung nahm überhand. Priester lebten in verbotener Ehe oder in freien Liebesverhältnissen. Bestechlichkeit, Wucher, Spielsucht, Kleiderluxus, Fraß und Völlerei, sexuelle Ausschweifungen, unkundig des Schreibens und Lesens, u.a.m. wurden der Weltgeistlichkeit und auch Ordensleuten vorgeworfen. Um 1350 beschrieb ein Dichter Teichner die „Pfaffen“ so: „Spielbrett in der Hand, Schwert am Bauch, Weib an der Seite“, und die Nonnen „einen im Herzen, dem sie ein Kleinod anfertigen oder einen Minnebrief schreiben.“ Durch Heimsuchungen, wie Klimaveränderungen, Hunger, Pest, Erdbeben, Heuschrecken, Hussitenkriege und Türkeneinfälle lebten die Menschen in Angst vor dem Bösen, dem Teufel, vor der Bestrafung nach dem Tod. Kirchenpolitische Ereignisse, wie drei Päpste zur gleichen Zeit (Schisma), gegenseitige Exkommunizierung, Inquisition zur Machterhaltung erschütterten den Glauben an eine gottgewollte Gesellschaft. Dies alles beeinflusste die „Pfarrkinder“. Durch den auch von der Kirche forcierten, angstbesetzten Glauben, in der christlichen Lehre nicht mehr unterrichtet, blühte der Aberglaube an Teufel und Hexen. Das Wohlwollen Gottes sollte durch reiche Spenden, Kauf von Devotionalien, sowie durch Pilgerschaft, Wallfahrten in Massen, erkauft werden. Dies wiederum brachte Geld in die Kirchen- und Staatskassen.
Verfolgung Andersgläubiger
Und die Kirche nutzte dies. Mit brutaler Gewalt verteidigte die Kurie mit Inquisitionstruppen, Kreuzrittern und Söldnern Ihr Territorium. Im 13., 14. und 15. Jh. wurden die an der Misere Schuldigen angeprangert, durch Papst und König verfolgt, verbrannt und ausgerottet, wie bereits im 13. Jh. die Katharer in Südfrankreich. Massensuggestionen, Verfolgung denunzierter Schuldiger, der „Ketzer“, der Juden, der „Hexen“ aus religiösem Vorurteil, Aberglauben, Wirtschaftsneid, Habgier und Raubsucht führte zu brutalen Pogromen, Vertreibungen und Verbrennungen. 1484 billigte Papst Innozenz III. mit Bulle die Prozesse gegen die Hexen. Dies führte dazu, dass kirchentreue Orden, wie die Dominikaner, auf’s eifrigste Inquisition und Hexenverfolgungen betrieben.
13., 14. und 15. Jahrhundert – schwierige Zeiten für Klöster
Die Welt war im Umbruch. Die Kirche, in der Feudalwirtschaft des 11. und 12. Jhs. zur größten Grundbesitzerin geworden, war im Ringen um Macht zwischen Papst, Kaiser, Landesfürsten und Adel mitten drin. Der erworbene Reichtum musste gegen Begehrlichkeiten und Verlust verteidigt werden. Das kostete viel Geld. Auch Traunkirchen wurde zur Kasse gebeten. Privilegien wurden in Frage gestellt. Die Äbtissinnen mussten um ihre Rechte kämpfen. Um die Unterhaltskosten und Abgaben noch begleichen zu können, verkauften die Äbtissinnen Besitzungen und Höfe und wandelten Güter in vererbbares Lehen um.
Reihe der Äbtissinnen im 13., 14. und 15. Jahrhundert
Anfang des 13. Jhs. sind eine Herburgis, dann eine Katharina Hagenbalderin bekannt.
1246 – 1262 Elisabeth I. Pollheimerin klagte schon über Not im Kloster. Das Pollheimer Familienwappen ist an den Weihwasserkesseln der Kirche noch zu erkennen.
1277 Wilbirg II Stadeckerin ließ alle Privilegien durch Rudolf v. Habsburg wieder bestätigen.
1280 Gertrud III. Volkersdorferin erhielt Gerichtsbarkeit vom Landeshauptmann bestätigt. Sie ist im Kremsmünsterer Nekrologium eingetragen.
1298 war eine Osianna Äbtissin.
1305 – 1325 Kunigunde Kirchbergerin verzichtete 1305 im Namen des Konvents auf Rechte am Hallstätter Salzberg zugunsten einer jährlichen Rente.
1325 – 1334 Elisabeth II. Pollheimerin gelang die Einverleibung des Pfarrgebietes Traunkirchens und dadurch eine gute Aufbesserung der Einnahmen.
1334 – 1347 Gertrud IV. pflegte Verschwesterung (Betgemeinschaft) mit St. Florian.
1347 - 1351 Alhaidis Husendorferin bereicherte das Kloster mit einem Gut in Kirchham.
1351 – 1375 Margaretha II. Hartheimerin verlieh mehrere vererbbare Höfe, u.a. an die Mühlwanger. Die Ischler Salzpfanne konnte wieder errichtet werden.
1375 – 1400 Anna II. Ottsdorferin verlieh erbrechtliche Huben, verkaufte die Pfarre Laakirchen und ließ sich die Einverleibungsrechte durch Papst Urban (1378-1398) neu bestätigen.
1402 – 1405 Margaretha II Mühlwangerin holte zwei Mühlwangerinnen ins Kloster; ein Pfarrer Mühlwanger starb 1420 in Traunkirchen; um 1400 wurden Mühlwanger Pfarrer in Altmünster; ein Pfleger der Herrschaft Ort war auch ein Mühlwanger.
1405 – 1410 Dorothea II. Kathringerin folgte der Mühlwangerin nach.
1410 – 1425 Clara Utzingerin verschwesterte den Konvent 1423 mit Admont
1429 – 1462 Barbara I. Stadlerin verkaufte am 21.12.1448 „ihre Holden, Gründe, Güter und Lehen in Trofaiach samt Salvatorkapelle daselbst und allen Rechten“ an Friedrich IV. (Originalurkunde im Staatsarchiv, Wien, Abschrift AUR 6154 (1448-12-21)LA Stmk).
1469 – 1482 Magdalena I. Kastnerin aus Gmunden, vergab mehrere Lehen, u.a. in Nußdorf. Ihre Führung der Urbare wurde von der Obrigkeit beanstandet.
1495 Anna III. Panichnerin wurde nur mehr von 11 Nonnen gewählt. Sie konnte durch Unterstützung Graf Johannes Herczheimers, des letzten Wohltäters, bauliche Veränderungen im Kloster vornehmen. Sein Monument, kann beim Kircheneingang Klosterhof bestaunt werden.
© E. Rumpf, R. Hofbauer