3. Kultplatz Johannesberg Jahrtausende alt
Kloster Traunkirchen im Wandel der Zeit
Die Johannes = Kirche.
Diese Kirche auf einen felsigen Berg erbaut, wurde zu Ehren des heiligen Täufers Johannes eingeweiht. An den Seitenwänden dieser schmalen Kapelle hängen vier Bilder, unter welchen zwey aus der vaterländischen Geschichte angenehm überraschen. Sie stellen das Zusammentreffen des Grafen von Habsburg mit dem die heil: Wegzehrung tragenden Priester, und die Gründung des Stiftes Klosterneuburg durch Markgraf Leopold den Heiligen dar.-Als die Priester der Gesellschaft Jesu noch hier sassen, waren herrliche Spaziergänge unter den laubreichen Buchen auf diesem Berge angebracht, welche ihnen zum Gebethe oder zu wissenschaftlicher Betrachtung dienten. Die grosse Glocke der Pfarrkirche, welche auf viele Meilen keine ihres Gleichen hat, und deren feyerlicher Ton Stundenweit gehört wird, befindet sich in dem Thurme der Johannes-Kirche aufgehangen.
Der in dem Thurme eingemauerte Kopf soll die Größe der einstigen Viechtaurer andeuten.
Um das Jahr 902 entstand diese Kirche, denn als man den Wald auf dem nächsten Berge /: Othinstein dann Johannsberg:/ des Klosterbaues wegen lichtete, fand man in dem dunkeln und verwilderten Haine noch Spuren und Reste des alten Götzendienstes, wodurch die Stifter des Nonnenklosters sich veranlasst fanden auf den Platz des zerstörten Götzenbildes eine Kirche zu Ehren des heil: Johann des Täufers aufzubauen. (Beschreibung Carl Ritter)
Kultort seit Jahrtausenden
Das Aushubmaterial der Testgrabung (Felgenhauer, 1979) ist verblüffend. Hier liegt ein in Österreich einzigartiger Fund vor, tausende mit Dekor versehene Scherben auf kleinstem Raum. In 60 cm Tiefe nach einer unberührten Humusschichte wurden Knochen, Holzkohlenreste und Lehmschichten gefunden. An die 6.000 Scherben, alleine von der Versuchsgrabung 1979 wurden an der Universität Wien untersucht. Es wurde festgestellt, dass Scherben aus der Hallstattzeit, aus dem 9. Jh. und bis ins 15. Jh. n. Chr. vorliegen. Nach dieser Untersuchung kann davon ausgegangen werden, dass der Johannesberg von der Hallstattzeit bis ins 15. Jahrhundert von Menschen für kultische Zwecke genützt worden und bebaut war. Die Kirche aus jesuitischer Zeit steht außerdem nicht auf dem Felsgestein, sondern auf behauenen Quadern, welche Vorgängerbauten vermuten lassen.
Ob der an der Kirche eingemauerte Kopf aus der Römerzeit stammt und von einer bei der jetzigen Nikolaikirche vermuteten Kultstätte auf den Berg transferiert worden ist, und ob er auf dem Gründungsbild, auf dem zwei Ritter eine Statue zerstören, dargestellt ist, kann nicht ausgesagt werden. Interessant ist jedenfalls die Behauptung des Malers Carl Ritter, dass es sich um einen Kopf eines großen Viechtaurers handle. Ein Hinweis auf in Geschichten und Sagen erwähntes Riesenvolk, auf eine großgewachsene Urbevölkerung.
Dass der Berg mit seinen Höhlen auch für ganz irdische Zwecke verwendet worden ist, lässt die über dem Kircheneingang angebrachte Inschrift „Berg einst Höhle eines Piratengeschlechts, jetzt dem göttlichen Johanni Baptistee geweiht“ vermuten.
Information zum Aquarellisten:
Carl Ritter
Zeichner, Aquarellist und Chronist, geb. 1807, gest. am 01. 07. 1885 in Gmunden (Oberösterreich). Der aus Eisenerz stammende Ritter trat 1826 in den ärarischen Dienst ein und war ab Juli 1853 als Kanzlist im Präsidialbüro der "k.k. Salinen- und Forstdirektion" in Gmunden tätig.
Ritters zeichnerisches Werk ist wegen seiner genauen Ortsdarstellungen für die Topographie und Geschichte Gmundens von großer historischer Bedeutung, da er eine fast systematische Dokumentation der verschiedenen Stadtansichten und Gebäudekomplexe anfertigte. Seine erste nachweisbare "Gmundner Zeichnung" ist mit "1824" datiert und beweist, dass sich bereits der siebzehnjährige Ritter sehr intensiv zeichnerisch betätigte und mit der Umgebung Gmundens bestens vertraut war. Seit 1835 war Ritter auch ein wichtiger Mitarbeiter der lithographischen Offizin des Joseph Hafner in Linz. In dieser Werkstatt erschienen ab 1835 auch zwei Landschaftsserien aus Gmunden und Umgebung, die je acht Bilder umfassten.
Zwei besonders eindrucksvolle Gmundner Ansichten "Der Seeplatz in Gmunden" und "Gmunden-Seestadtl" verlegte Ritter in Eigenregie, den Druck besorgte die Kunstanstalt L. Förster in Wien.
Ab dem Jahr 1849 betrieb er in Gmunden eine gut besuchte und sehr angesehene Zeichenschule. Nach seiner Pensionierung am 1. Oktober 1869, beschäftigte sich Ritter ab 1873 mit der Verfassung einer sechsbändigen "Chronik von Gmunden und anliegender Striche des Salzkammergutes. Von der ältesten bis zur neuesten Zeit". Diese handgeschriebene Chronik illustrierte er mit zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen, die er der Chronik beilegte. (Text: Kammerhof Museen Gmunden) aus Nachlässe in Österreich –", Österreichische Nationalbibliothek im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
© E. Rumpf, R. Hofbauer