18. Das Nonnenkloster in der Reformationszeit
16. Jahrhundert - Reformationszeit
Kaiser Maximilian, der letzte Ritter starb 1519. Das Lehenvasallentum war in Auflösung. Ritter und Adelige waren verarmt. Manche wurden zu Raubrittern, Piraten. Die Bauern wurden stark unterdrückt und ausgebeutet. Dies führte zu Aufständen, Raubzügen und Plünderungen. Die politische und wirtschaftliche Macht verlagerte sich zu den Landesfürsten.
Das Nonnenkloster im Zeitalter des Protestantismus
Die Kirche war verweltlicht, korrupt und auf Seiten der Mächtigen. Der erste Stand im Landtag waren die Prälaten. Die Gründung von Bettelorden, einen urchristlichen Kommunismus anstrebend, der Kampf der Kirche und des Staates gegen sozialrevolutionäre, in lutherischem Gedankengut gipfelnde Bewegungen, konnte den Verfall der Klöster nicht aufhalten. Die alten Klöster hatten ihr Ansehen eingebüßt. Auch Mönche und Nonnen lebten in verbotener Ehe oder in freien Liebesverhältnissen. Klöster rangen mit Adel und Weltgeistlichkeit um einträgliche Pfarren und Pfründe. Abgaben und Steuern (wie z.B. Papstpfennig, Kreuzzugs- und Türkensteuern) waren an geistliche und weltliche Obrigkeit zu leisten. Hohe Geistliche, öfter im Harnisch als im Priestergewande, mit anderen Kirchenfürsten im Feld, führten als Lebemänner ein durch Veräußerungen von Stiftsgütern finanziertes Leben. Nonnenstifte waren zu Versorgungsstätten für adelige Töchter geworden. Nonnen traten aus, verheirateten sich, kein Nachwuchs war zu verzeichnen. Durch die geringe Nonnenschar schrumpften die Einnahmen. Weil der Landesherr und die kirchlichen Fürsten für ihre Unternehmungen immer mehr Geld benötigten, verlor auch Kloster Traunkirchen seine Privilegien und musste Abgaben leisten. Ihren Lebensunterhalt konnten die Nonnen nur durch Verkauf und Vergabe ihres Hab und Gutes sicherstellen. Der Verfall der katholischen Moral und die Lebensweise der Geistlichkeit führten dazu, dass das lutherische Gedankengut, von den Landesherren aus machtpolitischen Gründen unterstützt, ganz Oberösterreich ergriff. Das Salzkammergut bekannte sich fast zu 100 % zum neuen Glauben. Auch das Kloster Traunkirchen wurde „lutheranisch“.
Die letzten Äbtissinnen
1517 – 1522 Dorothea II. Strasserin übergab Besitz zu Hildprechting und Thalham an die Thalhamer. Sie ließ die Weihwasserbecken in der Kirche anbringen.
1522 – 1530 Margaretha IV Stainacherin, ihre Grabplatte ist an der Mauer beim Kircheneingang im Kreuzgang zu sehen, ebenso der Epitaph ihrer Nachfolgerin.
1530 – 1534 Barbara II. Kirchpergerin ersuchte um Nachlass der Steuern, da die Pfarreinnahmen von 32 Gulden seit 1527 ausgeblieben waren. 1530 rügte Ferdinand I. sie wegen Nichteinhaltung des verordneten Patronats des Klosters. Besonders die Vergabe an protestantische Günstlinge des Landesfürsten beanstandete er. Daraufhin erfolgte die Vergabe wieder regulär durch den Kaiser. Barbara gab dem Admonter Jörg Kluckh das Gründungsbild zur 900-Jahr-Feier 1632 in Auftrag. Wegen der Forderung Kaiser Ferdinands I. nach dem vierten Teil vom klösterlichen Besitz in bar für Rüstungsausgaben für Türkenkriege musste sie Güter, Kirchenschätze und Edelmetalle verkaufen und Höfe in Pettenbach, Viehofen, Seisenberg vergeben.
1534 – 1543 Helena Dietricherin wurde nur mehr von neun Nonnen gewählt. Sie verlieh Klosterbesitz, z. Bsp. den Söhnen des verstorbenen Andreas von Stainach bzw. deren Vollmachtträger zwei Höfe zu Aich in der Pfarre Irdning und eine Schwaig auf der Gulck (AUR 1539-06-24 LAStmk). Der Einfluss der Reformation war spürbar. Es gab keine Neueintritte mehr. Das Kloster übernahm auch keine pfarrlichen Aufgaben mehr.
1543 – 1551 Euphemia von Losenstein erneuerte Belehnungen der Äbtissin Helena (Abschrift AUR 1548-11-26 im Landesarchiv Stmk). Zwistigkeiten unter den Nonnen führte zu deren Verringerung. Nonnen wurden lutheranisch, traten aus und heirateten.
1551 – 1565 Ann IV. Rainerin lebte nur mehr mit vier Nonnen im Konvent. Die klösterliche Situation war kläglich. So gab es in Kremsmünster nur mehr drei Patres, von denen der Abt öffentlich Hochzeit hielt. Ferdinand I. ordnete Visitationen aller Klöster an. Die Befragung des Klosters Traunkirchen 1561 ergab, dass die Nonnen die Regeln hielten, man nichts Unehrbares wisse, sie keiner Unzucht verschrien seien und das Ordenskleid trügen. Allerdings sollen Pfarrer J. Öckel lutheranische Praktiken angewendet haben, sein Kaplan sektiererische Bücher besessen, beide Frauen gehabt haben. 1566 Pfarrer und Gesell machen belastende Aussagen gegen das Kloster. Die Nonnen sollen die Kommunion in beiderlei Gestalten empfangen, die Mädchen in der Schule einen kleinen lutherischen Katechismus besessen haben. Kloster und Pfarre waren also in wichtigen Punkten protestantisch.
Die letzte Nonne
1566 – 1573 Magdalena II. Dietrichingerin wurde nicht mehr gewählt, sondern vom Kaiser zur Prälatin bestellt. Sie und die Nonne Veronika Stopl waren als Einzige im Konvent übriggeblieben. Bei der Visitation 1566 wurde die Äbtissin „einfältig, kindisch und zur Wirtschaft und Regierung unfähig“ beurteilt. „Der Hofrichter habe das Sagen. Um die Wirtschaft stünde es schlecht, die Lehen würden unordentlich behandelt und kein Register geführt.“ 1571 verließ die Stoplin das Kloster und heiratete noch. Eine neuerlich 1573 durchgeführte Visitation führte zur Absetzung der „lutherischen“ Äbtissin. Möglicherweise wurde ihr aber die Beziehung zum verheirateten Hofrichter zum Verhängnis. Sie konnte im Stift bleiben und bekam eine Rente. Aber sie musste darum kämpfen. Der Hofrichter schlug 1576 vor, sie solle nur mehr eine Provision statt Unterhalt erhalten. Der ihr wohlgesonnene Administrator Leonhard Schußmann, mit dem ihr ein „peinliches Verhältnis“ vom Kremsmünsterer Abt nachgesagt wurde, musste 1586 gehen. Der neue Administrator Joseph Pramer aus dem Benediktinerkloster Thierhaupten in Bayern, mit der Idee, das Kloster zu einem Mönchskloster zu machen, wollte Magdalena loswerden und in ein anderes Frauenkloster stecken. Da sie sich weigerte wieder Nonne und katholisch zu werden, strich er ihre Rente und lehnte Ihr Ansuchen, nach Auszahlung des ausständigen Deputats, mit Weiterreichung eines Gnadengehaltes zu den Verwandten ziehen zu dürfen, ab und steckte sie drei Jahre in Arrest an einem öden Ort hinterm Gotteshause. Auch der nachfolgende Administrator Andreas Mor (1588 – 1592) wollte ihr die Rente streitig machen und sie wieder in ein Nonnenkleid stecken. Es gelang nicht. Sie überlebte Abt Mor. Dies bezeugt ihre Nennung als „alt Frau Abbtesin“ an erster Stelle unter den Weibspersonen im Inventar von 1592 nach dem Tod Abt Mors. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt Es ist anzunehmen, dass sie unter dem wiederbestellten Administrator Pramer ihren Lebensabend im Kloster verbringen konnte. Ab den 1571iger Jahren waren keine Nonnen mehr in Traunkirchen, nur die Ex-Äbtissin Magdalena Dietrichingerin harrte aus.
© E. Rumpf, R. Hofbauer