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Übergabe an Jesuiten 14.02.1622 feierlicher Rechtsakt Carl Ritter, aus Stadtarchiv Gmunden, Handschrift 129, OÖLA
Übergabe an Jesuiten 14.02.1622 feierlicher Rechtsakt Carl Ritter, aus Stadtarchiv Gmunden, Handschrift 129, OÖLA
Fischerkanzel in der Pfarrkirche Carl Ritter, aus Stadtarchiv Gmunden, Handschrift 129, OÖLA
Jesuitengruft in der Kirche Carl Ritter, aus Stadtarchiv Gmunden, Handschrift 129, OÖLA

19. Die Jesuiten kommen und gehen

Kloster Traunkirchen im Wandel der Zeit

Geschichte Kloster Traunkirchen
Traunkirchen, Österreich
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Administratoren verwalten und rekatholisieren

Nach Absetzung der letzten Äbtissin wurde das Kloster von Prälaten verwaltet. Mönche wurden als Administratoren dem Kloster vorgesetzt. Die Administratoren, vor allem Benediktinermönche aus Bayern, vertraten, im Gegensatz zu den letzten Äbtissinnen, die landesfürstliche katholische Konfessionspolitik. Sie wollten in Kooperation mit Kremsmünster ein männliches Kloster an Stelle des Nonnenklosters erstehen lassen.

Reihe der Administratoren

1573 – 1580 Abt Erhard von Kremsmünster
1580 – 1585 Jakob Güstl aus Fiecht, späterer Abt von Wilhering
1585 – 1586 Prior Leonhard Schußmann aus Wilhering
1586 – 1588 Joseph Pramer aus Kloster Thierhaupten in Bayern, dann Abt in Schlierbach
1588 – 1592 Andreas Mor aus Thierhaupten, erster u. einziger Abt von Traunkirchen
1592 –1613 wieder Joseph Pramer. Im Bestreben, Kloster Traunkirchen zu einem Mönchskloster zu machen, ließ er 1598 eine Kopie des Gründungsbildes von 1532 erstellen. Traunkirchen wurde Kremsmünster zugesprochen, aber der Abt von Kremsmünster hatte Einwände gegen eine Inkorporation. Pramer war gescheitert. Er starb am 15. 3. 1614 in Traunkirchen.
1614 - 1621 auf Betreiben Bischof Klesls erfolgte die Inkorporation Traunkirchens an das Bistum Wien. Verwalter des Stiftes wurde der Gmundner Einnehmergegenschreiber Daniel Hofmandl. An Klesl nach Wien gingen jährlich 2000 Gulden.

Jesuiten -  Residenz

Erzherzog Leopold, Fürstbischof von Passau, Bruder Ferdinands II. schaffte durch Übereignung alter Klöster die wirtschaftliche Basis für die Schulen, die Kollegien der Jesuiten in Passau. Nachdem Bischof Klesl in Ungnade gefallen war, verfügte Ferdinand II. im Konsens mit dem Papst die Übergabe des alten Klosters Traunkirchen an die Jesuiten in Passau. (ABP,OA Generalakten Nr. 1109 Besetzung der vakanten Prälaturen zu Kremsmünster, Traunkirchen und Schlierbach, 1598, - ABP,OA Nr. 10105 Inkorporation des Klosters Traunkirchen in das Jesuitenkolleg Passau 1621 (1737) im jesuitischen Archiv in Passau)
Am 24.9.1621 erfolgte die Inkorporation durch den Passauer Weihbischof Johannes Prenner; am 9.12.1621 wurden die Jesuiten ins Klostergebäude eingeführt; am 14.2.1622 fand der feierliche Rechtsakt der Übergabe statt.

Beschreibung der Abbildungen 01, 02:
Übergabe an Jesuiten 14.02.1622 feierlicher Rechtsakt, Carl Ritter, aus Stadtarchiv Gmunden, HS 129, OÖLA
a. Der Pater Prior, Leiter des Kollegiums der Societas Jesu von Passau erhält von allen Traunkirchner Untertanen durch deren Präfekten selbst den Treueschwur.
b. Die kaiserlichen Kommissare
c. Der hochberühmte und hochgelobte Herr MATHIAS GARTNER, der Vorsteher aller Salinen in der Steiermark und in Österreich
d. Der hervorragende Justinian HAZENBERG, unstrittig der erste unter den Senatoren des Landes
e. Durch die erlauchte Spendenfreudigkeit von Kaiser Ferdinand II
f. Mit der heiligen Autorität von Papst Gregor XV
g. Mit der Obsorge des sehr erhabenen Bischofs Leopold von Passau
h. Das lange der großen Himmelskönigin geweihte Traunkirchen wurde der Gesellschaft Jesu zum Nutzen des Passauer Kollegiums in geistiichen und weltlichen Belangen übertragen am 14. Februar 1622.
i. Die Herren Kommissare des Bischofs
k. Der ehrwürdigste und hochedelste Herr Johannes PRENNER, Doktor der heiligen Theologie und huldreichste Suffraganbischof von Passau
l. Der sehr berühmte und äußerst rechtskundige Herr Dr. LANGMANN, der Vizekanzler des Passauer Fürsten
m. Der ehrwürdige Pater Joannes ISTORDING, Rektor des Kollegiums der Passauer Societas Jesu, zusammen mit seinem Mitbruder Pater Christoph SCHLEGEL, und in der Mitte von diesen der Edle Herr Daniel HOFFMANDL, der Gegenschreiber im Gmundner Salzamt und der Administrator und Verpächter der Traunkirchner Güter.
Alles, was auf diesem Bild dargestellt ist, wurde entnommen der Geschichte des Hauses zum Jahr 1622.
(Übersetzung E. Höllwerth)

Traunkirchen wurde eine Residenz, das ist eine kleine Niederlassung mit nur ca. zehn Ordensleuten (Patres und Laienbrüder), ohne Profeßhaus, ohne Noviziat und ohne Kolleg. Das Kloster wurde eine Schule zur Erziehung und Heranbildung katholischer, papsttreuer Priester und kaisertreuer Beamter. Ein Pater Superior leitete diese und hatte den ganzen Stiftsbesitz, samt den noch katholischen Pfarren des Salzkammergutes unter seiner Verwaltung. Zur Demonstration der allgöttlichen katholischen Macht begannen die Jesuiten 1631 mit einem wesentlich größeren, mit barocken Kunstschätzen ausgestatteten Kirchenbau und errichteten das 1632 wieder abgebrannte Kloster neu. Sie waren großartig in Propaganda, in der Schaustellung katholischer Glaubensinhalte. Seit 1632 wurden am Fronleichnamstag Seeprozessionen abgehalten. Der Kalvarienberg, Johannesberg und andere kirchliche Pilgerstätten in Traunkirchen wurden revitalisiert. Sie waren begnadete Sonn- und Festtagsredner, Beichtväter, konnten die Gläubigen begeistern und gründeten Laienvereinigungen, wie die Marianische Kongregation, Gebetsbruderschaften und kultivierten die Verehrung der heiligen Jungfrau Maria. Mit den in der Reformationszeit selbständig gewordenen Pfarren im obere Salzkammergut hatten sie so ihre Schwierigkeiten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und sie mussten wieder gehen

Die innerkirchliche Macht des Jesuitenordens veranlasste am 21.7.1773 Papst Clemens XIV den Orden aufzuheben und die Jesuiten zu Weltpriestern, die der Kurie unterstanden, zu machen. Dies wurde den Jesuiten in Traunkirchen am 18. September durch landesfürstliche und bischöfliche Kommissare in einer Versammlung mitgeteilt. Sie mussten Traunkirchen verlassen.

Es ist für 2022 eine eigene Ausstellung über das Wirken der Jesuiten in Traunkirchen geplant.

© E. Rumpf, R. Hofbauer